"Zusammen genießen das Normale"
„Zusammen genießen das Normale“
Ein Besuch der Ortsverbände der Frauen Union Ahaus, Heek-Nienborg und Legden-Asbeck in der Gemeinde Haaksbergen
Die diesjährige, gemeinsame Aktion der FU Ortsverbände führte unsere Gruppe nach Haaksbergen, in die Partnergemeinde der Stadt Ahaus.
Bei unserer Ankunft auf dem Hof Meyerinkbroek erwarteten uns nicht nur die gepflegten Außenanlagen des Hofes und eine liebevoll gedeckte Kaffeetafel mit selbstgebackenem Apfelkuchen, auch die freundliche Begrüßung durch Frau Sjanne Meyerink und ihre geistig behinderte Mitarbeiterin ließ uns herzlich willkommen heißen.
Die Tatsache, dass ihre Beschäftigten so aufgeschlossen und offen den Besuchern gegenüber treten ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit der Hofleiterin Sjanne und ihres Ehemannes Joseph Meyerink, die ein Konzept für die Zusammenarbeit mit geistig behinderten Menschen konzipiert haben, welches den Behinderten eine feste Stütze für ihr Selbstvertrauen und eine Perspektive für ihre persönliche Selbstverwirklichung gibt.
Angefangen hat das Ganze vor etwa 19 Jahren, als Sjanne festgestellt hat, dass ihr bei der Führung des elterlichen Bauernhofes ihres Ehemannes, ihre frühere Arbeit mit geistig Behinderten sehr gefehlt hat und gleichzeitig die Zukunft des Hofes durch die strukturellen Veränderungen in der Landwirtschaft nicht mehr sicher wurde. Diese Zusammenfügung der Umstände hat sich später als ein Glücksfall erwiesen.
Viele der geistig behinderten Beschäftigten hatten anfangs Berührungs-ängste, einige von ihnen sind Autisten und sie alle brauchen feste Strukturen. Um ihnen Sicherheit zu geben, ist der ganze Hof und die Arbeit sehr genau aufgeteilt und gekennzeichnet. Jedem Gebäude wurde z.B. eine bestimmte Farbe zugeordnet, die mit einem Klebestreifen alle dazugehörigen Werkzeuge und Geräte markiert, „Wenn man eine Schaufel mit dem gelben Streifen findet, weiß man sofort, dass sie zum Kaninchenstall gehört“ erklärt uns Sjanne. Die Beförderung zur Arbeit und nach Hause erfolgt mit den hofeigenen, mit drei verschiedenen Farben markierten Bussen. Die Pünktlichkeit der Busse wird von den Fahrgästen sehr geschätzt, sie unterstützt die klare Tagesstruktur. Für die reibungslosen Arbeitsabläufe sorgen kleine, gut sichtbare Gedächtnisstützen zum Umblättern, die in einer aufrechten Form bei den Arbeitsplätzen die einzelnen Arbeitsschritte bildlich darstellen. Diese Idee hat uns Simon erklärt, der bei der Hühnerzucht arbeitet. Er hat sich bewusst für diesen Aufgabenbereich entschieden und scheint damit sehr zufrieden zu sein. Aber es muss nicht immer so bleiben, alle sechs Monate haben die Behinderten die Möglichkeit, ihre Tätigkeiten neu zu wählen. Der Hof bietet eine breite Palette der Betätigungsfelder, wie z.B. arbeiten in der Kreativ Werkstatt, in der Hauswirtschaft, bei den Schafen, Ziegen, Hühnern, Pferden und Eseln. Es gibt einen Gemüsegarten und in den Wintermonaten geht eine Gruppe drei Mal in der Woche in den Wald und beschafft das Brennholz, welches mit den hofeigenen Maschinen zuerst gesägt und dann gespalten und gestapelt wird. Im Klientenrat bespricht man auch gemeinsam die weitere Entwicklung des Hofes: „Vor kurzem haben wir beschlossen, dass die Kaninchenzucht aufgegeben wird, weil die meisten von uns lieber mit den großen Tieren arbeiten wollen“ informiert uns Sjanne. Wir Besucher sind beeindruckt von der inneren Haltung der behinderten Menschen, die mit Stolz und Freude ihre Arbeit präsentieren.
Dass auf diesem Hof auch Ehrenamtliche gerne arbeiten ist uns sofort klar, denn mancher von uns denkt sich im Stillen: „Am liebsten würde ich gleich morgen hierhin wiederkommen“.
Im Anschluss gab es einen Empfang im Sitzungssaal der Gemeinde Haaksbergen. Ellen Prent, die im Gemeinderat die Christdemokratische Fraktion vertritt, lobte in ihrer Begrüßungsrede die 30-jährige aktive und erfolgreiche Partnerschaft mit der Stadt Ahaus. Besonders betonte sie die Einbindung der Vereine und der Bürger in die aktive Partnerschaft, die manchmal auch viel Arbeit abverlangt, aber „Man leistet viel und gewinnt viel“, so das Fazit.
Nächster Programmpunkt des Nachmittags war der Besuch der Pankratiuskirche. Diese mittelalterliche Kirche ist die älteste noch bestehende katholische Kirche in Haaksbergen. Hier erwartete uns Frau Dijkhuis, um uns durch „ihre“ Kirche zu führen. Mit viel Herzblut und Witz bekamen wir auch einen Einblick hinter die Kulissen, dass heißt wir durften in der Sakristei wertvolle Monstranzen und andere Kostbarkeiten in Augenschein nehmen. Zurück im eigentlichen Kirchraum, erzählte uns Frau Dijkhuis, die u.a. auch als Organistin tätig ist und wenn es sein muss auch Predigten schreibt, über die verschiedenen Altäre, Kirchenfenster und den Namenspatron, den hl. Pankratius. Die Zeit verging wie im Fluge und uns blieb nur übrig, uns für diese herzliche Führung zu bedanken.
Zum Abschluss des Tages kehrten wir auf deutschen Boden zurück. In der Dorfgaststätte Wissing in Alstätte ließen wir bei einer köstlichen Kürbiscremesuppe den Nachmittag mit all seinen vielen Informationen und Eindrücken noch mal Revue passieren. Ein Dank geht an Maria Woltering, Vorsitzende der FU Ahaus, die diesen Tag so gut vorbereitet hat.